2h pro Weg, mit dem Zug von Hamburg nach Kiel, zwei Mal täglich, fünf Tage die Woche. Das sind 20 Stunden pro Woche, die ich an Pendelzeit spare, indem ich nicht ins Büro fahre. Man kann sich kaum vorstellen, wieviel Stress dadurch wegfällt!

Viele meiner Freund*innen sind erstaunt, wenn ich sage, dass ich nahezu vollständig remote arbeite. „Fehlen dir die Kolleg*innen denn nicht?“, „Aber dann hast du die Arbeit ja immer zu Hause, kannst du da überhaupt abschalten?“, „Das darfst du einfach so?“ sind nur einige der Fragen, die gestellt werden. Seit drei Jahren arbeite ich nun beim networkteam und kenne es nicht anders.

Mitten in der Pandemie den Job zu wechseln, bedeutete für mich auch direkt mit einer neuen Arbeitsweise zu starten. Schon von Anfang an war ich überrascht wie gut die Vernetzung mit den damals neuen Kolleg*innen, die hauptsächlich in Kiel leben, funktionierte. Durch Video-Call Tools wie alfaview oder dem firmeninternen Chat via Mattermost, klappte das Onboarding wunderbar - außer natürlich man hatte wie ich in der ersten Woche massive Wlan-Ausfälle zu Hause, aber das ist eine andere Geschichte. Schließlich war ich ja nicht ans Haus gebunden, sondern konnte dann auf einen anderen Arbeitsplatz ausweichen.

Genau diese Ortsunabhängigkeit ist es, die ich unter anderem besonders schätze: Bei Familienbesuchen in Süddeutschland bin ich bei der Fahrtauswahl nicht auf Wochenenden beschränkt, sondern kann ganz nach meinem sparfüchsigen Geschmack einen günstigeren Zug unter der Woche wählen. Das einzige, worauf ich achte: Keine Meetings während der Zugfahrt. Auch wenn auf der knapp 700km langen Strecke genügend Zeit wäre, ist die Internet-Verbindung im ICE dann doch nicht gut genug für Video-Calls. Zudem möchte man ja auch die Mitreisenden nicht stören.

Regional sind keine Grenzen gesetzt: Workation ist das Zauberwort

Arbeiten wo andere Urlaub machen klingt zunächst nicht sehr verlockend. Bei einer Workation (= eine Wortschöpfung aus Work + Vacation) ist aber gerade der Ausblick auf die Möglichkeit nach Feierabend die Gegend zu erkunden oder in einer verlängerten Mittagspause ins Meer zu springen, äußerst verlockend. Aus meiner Sicht steigert das sowohl die Effizienz als auch die Motivation erheblich. Schließlich möchte man so viel wie möglich vom Tag nutzen und daher in kürzester Zeit möglichst viel schaffen.

Die erste Workation fand auf Mallorca statt, sodass es nach Feierabend hieß: Ab an den Strand!

Es kam auch bereits vor, dass bei Kundenmeetings mein herrlicher Teams-Hintergrund, der „so sehr nach Gardasee aussieht“, bewundert wurde - das war ein ziemlicher Volltreffer, da ich zu dem Zeitpunkt tatsächlich die Dolce Vita am Gardasee genoss und auf der sonnigen Dachterrasse saß. Selbst in unterschiedlichen Zeitzonen klappt die Verbindung aus Arbeit und Urlaub sehr gut. Wenn ich im Urlaub in Thailand den ganzen Morgen und Mittag mit dem dort lebenden Teil der Familie verbringe und mich ab 15 Uhr an den Schreibtisch setze, starte ich pünktlich zum Daily Standup (10:00 deutscher Zeit) in den Arbeitstag. So kann ich den Aufenthalt bei der Familie verlängern ohne meine Urlaubstage dafür komplett aufzubrauchen.

In 4 Ländern habe ich bereits eine Workation eingelegt und ich freue mich bereits auf die nächste! Doch auch ein Ausflug nach Kiel macht mir immer wieder Freude - so lange ich den Weg nicht fünf Mal die Woche zurücklegen muss.

Um das Klischee vom digitalen Remote-Arbeitenden dann noch zu vervollständigen, schreibe ich diesen Beitrag von meinem aktuellen Arbeitsplatz in einer Surf-Unterkunft aus (Shoutout to Azores Bagus, sehr empfehlenswert!). Aufgrund der Zeitverschiebung starte ich hier etwas früher in den Tag als zu Hause bzw. achte darauf, dass ich so anfangen würde wie sonst auch (glücklicherweise starte ich meistens eh etwas später in den Tag…). Ein beispielhafter Arbeitstag sieht hier so aus:

  • Aufstehen um 6:00 und erstmal Tee kochen
  • Arbeitsstart zwischen 6:30-7:00
  • Daily Standup um 8:00 (eigentlich 10:00)
  • Frühstückspause gegen 8:30
  • Weiter arbeiten
  • Surf-Stunde am Nachmittag
  • Erholungspause
  • ggf. weiter arbeiten oder direkt in den Feierabend
Arbeitsplatz vor einem Fenster mit Blick auf den Hafen
So fing der 1. Arbeitstag der Workation in Horta an
Arbeitsplatz in einem gemütlich eingerichteten Sitzbereich
So endet die Workation in São Roque, bei Ponta Delgada

Kann ich es mir vorstellen jemals wieder verpflichtend ins Büro zu müssen? Ehrlich gesagt: nein. Habe ich trotzdem eine ideale Vorstellung vom Arbeitsweg? Ja, selbstverständlich: im Sommer 15-20 min mit dem Fahrrad am Wasser entlang fahren, im Winter in die U-bahn einsteigen und ein kurzes Stück zu Fuß zurücklegen. Das wäre auch schön. Die Möglichkeit remote zu arbeiten bietet allerdings so viele Vorzüge, dass ich gerne auf diese Vorstellung verzichte. Die Realität, nämlich im Jogger von der Küche - am Tassenschrank vorbei, um meine Tasse für den Tag aus der vertrauten Sammlung auszusuchen - ins Arbeitszimmer zu schlendern, hat auch etwas. Besonders an regnerischen Tagen.

Wer Fragen hat (nicht zum Surfen bitte, daran arbeite ich noch) oder sich einfach mal übers remote arbeiten austauschen möchte: Einfach melden :)

Surfschülerin auf der Welle
1. Geht ganz schön in die Arme, 2. Spaß beim Hinfallen ist auch wichtig, 3. Wuhuuuu